Der literarische Salon: Märchen der Romantik
Märchen lesen - bedeutet das Flucht? Entrinnen wir zumindest zeitweilig dem so konfliktträchtigen, komplexen Alltag, um uns in eine Welt des Wunderbaren zu träumen, die Gegensätze aufhebt, Wünsche wahrmacht und am Ende Gerechtigkeit verbürgt? Einerseits erzählt das Märchen tatsächlich "in Ahnungen und sonderbaren Bildern von einem vor allem Bewusstsein liegenden Urzustand der Ungeschiedenheit von natürlicher und geistiger Welt", so Schumacher. Doch andererseits bedienen sich romantische Märchen solch märchenhafter Poetik, um die tatsächliche Entfremdung von Natur und Geist, von Irrationalem und Verstand zu thematisieren, die mit dem Modernisierungsschub der Aufklärung eingetreten ist und bis heute anhält. Der selbstverständliche Glaube an das Wunderbare einerseits und der Abwehr dieses Glaubens andererseits sind zwei Perspektiven, die romantische Kunstmärchen stets enthalten. Ihr Zusammenstoß im Text erzeugt Wirkungen des Unheimlichen, Grotesken und Fantastischen. Sie helfen dem Leser, das Gelesene zu aktualisieren und ihn auch seiner eigenen Realität gegenüber zu verunsichern.
Wir gehen in diesem Kurs den Wirkungsweisen ausgewählter Märchen nach. Gemäß der Tradition der Salonkultur soll dabei der freie, persönliche Austausch über Lese- und Lebenserfahrungen im Mittelpunkt stehen. Die Kurslektüre und weiterführende Literatur können von der Kursleiterin per E-Mail erbeten werden. Wir werden folgende Texte besprechen:
1. Wilhelm und Jacob Grimm: Kinder und Hausmärchen
- Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich
- Rapunzel
- Vorrede zur 2. Aufl. 1819
2. Ludwig Tieck: Der blonde Eckbert
3. E. T. A. Hoffmann: Nussknacker und Mausekönig
4. Friedrich de la Motte-Fouqué: Undine
Kursnummer | VKL04 |
Beginn | Fr. 09.09.2022 10:15 Uhr |
Kursgebühr |
71,00 €
|
Dauer | 5 Termine
|
Gruppengröße | 8 bis 14 Personen |
Kursleitung |
Dr. Peggy Gehrmann
|
Kursort |
Volkshochschule Haus Alte Waage 15
Dachgeschoss Unterrichtsraum |
Ansprechpartner/-innen
Janine Giesemann, Tel. +49 531 2412-214
Kirsten Finkbeiner, Tel. 0531 2412-204